14.07.23

NL Wissenswertes_Multiple Sklerose

Multiple Sklerose (MS) – Krankheit mit vielen Gesichtern

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems und zählt zu den sogenannten Autoimmunkrankheiten. Die Entzündungen werden durch den Angriff körpereigener Abwehrzellen auf die Myelinscheiden der Nerven verursacht. Durch die Zerstörung bzw. Beschädigung der Myelinscheiden wird die Nervenleitungsfunktion beeinträchtigt. Die Folgen reichen von Sehstörungen bis hin zu allgemeiner Schwäche, Müdigkeit, Depression und eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.


Ursachen und Risikofaktoren
Es wird vermutet, dass als eine der Ursachen bestimmte Genvarianten verantwortlich sind, die das Risiko für MS erhöhen. Darüber hinaus werden Umweltfaktoren und Infektionen, wie z.B. das Pfeiffersche Drüsenfieber, als Auslöser benannt. Untersuchungen zeigten zudem, dass ein niedriger Vitamin-D3-Status, starkes Übergewicht im frühen Erwachsenenalter und spezielle Darmbakterien auch als Risikofaktor für MS nicht zu unterschätzen sind. Daher geht die Wissenschaft auch davon aus, dass für eine Erkrankung an MS nicht einzelne Faktoren ausschlaggebend sind, sondern dass wahrscheinlich mehrere Faktoren aufeinandertreffen und dabei die Ernährung eine wesentliche Rolle spielen kann.

MS und Darm
Die meisten Neurologen empfehlen eine abwechslungsreiche und ausgewogene Ernährung als Teil einer gesunden Lebensweise für Menschen mit MS. Denn eine ungesunde Ernährung führt zu Veränderungen der Darmflora und erhöht dadurch die Durchlässigkeit des Darms.
Welche Darmbakterien in unserem Darm leben, hängt maßgeblich von unseren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten ab. Da sich die Ernährungsweise in den vergangenen Jahrzehnten erheblich verändert hat und unsere Ernährungsgewohnheiten direkten Einfluss auf die individuelle Zusammensetzung der Darmbakterien besitzen, könnten auch Nahrungsbestandteile eine relevante Rolle in der Entstehung von MS spielen.
Bei einer gestörten Darmflora kann es zu Verdauungsproblemen kommen und gleichzeitig wird das Immunsystem geschwächt. Eine möglichst breite Bakterienbesiedlung im Darm ist also wünschenswert. So kann sichergestellt werden, dass der Darm gut versorgt und die Darmzellen optimal ernährt werden. Aus diesem Grund sollte dem Darm besondere Aufmerksamkeit zuteilwerden und die Ernährung einen ausreichenden Ballaststoffgehalt aufweisen.

MS und antientzündliche Ernährung
Das Interesse an potenziellen „Multiple-Sklerose-spezifischen Ernährungsweisen“ wächst: Im Gespräch sind u.a. eine glutenfreie, laktosefreie, ketogene oder Paleo- Ernährung. Bislang konnte jedoch nicht nachgewiesen werden, dass eine spezielle Ernährungsweise als Teil der Behandlung von Multipler Sklerose nützlich oder langfristig wirksam ist. Einige Ernährungsweisen können u.U. sogar schädlich sein, weil sie potenziell toxische Mengen bestimmter Vitamine enthalten oder wichtige Nährstoffe ausschließen.
Eine gesunde und vitalstoffreiche Ernährung ist für jeden Menschen wichtig, doch ganz besonders dann, wenn das Wohlbefinden leidet, Schmerzen auftreten und die Beweglichkeit nachlässt.
Favorisiert wird daher die sogenannte Mittelmeerdiät, die wegen ihrer Vielfalt an wichtigen Nährstoffen besonders nützlich sein kann. Sie enthält wenig gesättigte Fette, die zum Beispiel in Fleisch und verarbeiteten Fleischprodukten vorkommen. Zudem ist sie reich an mehrfach und einfach ungesättigten Fetten, insbesondere aus Fisch und Olivenöl.
Während die mehrfach ungesättigten Fettsäuren in Seefischen, in Verbindung mit Vitamin D, wegen ihres antientzündlichen Effekts geschätzt werden, kommt vor allem dem Olivenöl eine besondere Bedeutung zu. Denn Olivenöl enthält reichlich Phenole, insbesondere Oleocanthal, welches eine schützende Wirkung auf die Nerven hat. Außerdem hemmt es die Bildung der körpereigenen Gamma-Linolensäure und der entzündungsfördernden Arachidonsäure.
Die Arachidonsäure ist aber vor allem auch in Fleisch und Wurstwaren enthalten. Daher ist es empfehlenswert, diese Lebensmittel zu meiden bzw. stark einzuschränken. D.h. rotes Fleisch in geringen Mengen (1-2 mal pro Woche) ist durchaus vertretbar und sinnvoll. Denn rotes Fleisch enthält, neben der ungünstigen Arachidonsäure, deutlich mehr Vitamin B12, als man im weißen Fleisch finden kann. Vitamin B 12 ist wichtig für die Zellteilung und Blutbildung und spielt eine wichtige Rolle bei der Produktion der Myelinscheiden, die die Nervenzellen schützen und auch die Signalweiterleitung von Zelle zu Zelle unterstützen.
Die Ernährung sollte zudem möglichst natürliches, wenig verarbeitetes Obst und Gemüse enthalten. Denn darin steckt eine konzentrierte Mischung an Nährstoffen (Vitamine, Mineralstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe), die vor Entzündungen schützen kann, indem sie freie Radikale abfängt, und die Bildung entzündungsfördernder Botenstoffe verhindert.

MS und Milch
Schon seit den 90er Jahren wird vermutet, dass die Häufigkeit von MS-Symptomen mit dem Konsum von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten zusammenhängen könnte. In Studien konnte nun nachgewiesen werden, dass in Kuhmilch Proteine enthalten sind, die bei manchen Allergikern Entzündungsprozesse verursachen und auch den Myelinscheiden der Nervenfasern schaden können.

Metabolic Balance und MS
Metabolic Balance ist eine antientzündliche Ernährungsweise, die das Immunsystem stärken kann, indem es die Produktion von Hormonen steigert, die eine hohe antientzündliche Wirkung haben und die Bildung von entzündungsfördernden Botenstoffe unterbindet. Trotz der Einnahme von Medikamenten, wie Kortikosteroide und Antidepressiva, die für viele MS-Betroffene zum Alltag gehören, ist eine langsame aber stetige Gewichtsabnahme möglich, die bei MS unbedingt angestrebt werden sollte.
Regelmäßige Mahlzeiten, die den individuellen Nähr- und Ballaststoffbedarf abdecken, sind ebenso Bestandteil der Metabolic Balance Ernährung, wie ausreichend Wasser trinken und Ruhephasen.

Autorin: @Silvia Bürkle